Freispruch für Blatter und Platini bestätigt – FIFA-Affäre ohne strafrechtliches Nachspiel
Der langjährige Rechtsstreit um eine Millionen-Zahlung zwischen Sepp Blatter und Michel Platini ist vorerst beendet. Ein Schweizer Gericht hat die Freisprüche der beiden Ex-Funktionäre bestätigt – und rückt damit auch die Rolle von Gianni Infantino erneut in den Fokus.
Millionen-Zahlung ohne Beweise – Gericht bestätigt Freisprüche
Inhaltsverzeichnis - das findest du hier
Im Berufungsverfahren um eine mutmaßlich unrechtmäßige Zahlung von zwei Millionen Euro hat das Berufungsgericht in Muttenz die Freisprüche von Joseph S. Blatter und Michel Platini bestätigt. Die beiden früheren Spitzenfunktionäre des Weltfußballs standen wegen Betrugsverdachts vor Gericht. Laut Urteil war ein Betrug jedoch weiterhin nicht zweifelsfrei nachzuweisen. Die Anklage hatte ursprünglich auf eine Bewährungsstrafe von je einem Jahr und acht Monaten plädiert.
Blatter und Platini verteidigten sich seit Beginn der Ermittlungen mit dem Hinweis auf ein mündlich vereinbartes Honorar für Beratertätigkeiten Platinis aus den Jahren 1999 bis 2002. Blatter nannte es ein “Gentlemen’s Agreement”. Für beide Ex-Funktionäre ist das Urteil eine späte Genugtuung.
Politisches Kalkül statt strafrechtlicher Verfehlung?
Besonders Platini sieht sich als Opfer einer gezielten politischen Intrige. In seiner Reaktion nach dem Urteil sprach er von einer „über zehn Jahre anhaltenden Verfolgung“ durch die FIFA und bestimmte Schweizer Staatsanwälte. Sein Fazit: „Ich musste daran gehindert werden, FIFA-Präsident zu werden.“ Auch Blatter zeigte sich erleichtert und sprach von einem „Druck, der seit über zehn Jahren auf mir lastete“.
Tatsächlich hatte der Fall eine weitreichende politische Komponente. Nach dem Rücktritt Blatters und der Suspendierung Platinis nutzte der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino das Machtvakuum – und wurde 2016 zum neuen FIFA-Präsidenten gewählt.
FIFA und Infantino im Hintergrund
Bemerkenswert: Bei der Verhandlung war der Weltverband FIFA, offiziell als geschädigte Partei geführt, gar nicht vertreten. Eine weitere Revision durch die FIFA selbst ist damit ausgeschlossen. Nur die Schweizer Bundesanwaltschaft könnte das Urteil noch vor das Bundesgericht bringen.
Die Rolle der FIFA unter Infantino bleibt umstritten. Verteidiger Dominic Nellen warf dem Verband vor, auf politischer und medialer Ebene längst Fakten geschaffen zu haben: Platini sei aus dem Rennen um das Präsidentenamt gedrängt worden – das eigentliche Ziel der Affäre sei damit erreicht worden.
Ein Schatten, der bleibt
Auch wenn Blatter und Platini juristisch rehabilitiert sind – das Image der FIFA bleibt angekratzt. Die dubiose Zahlung, das politische Ränkespiel um die Nachfolge und das Verhalten des heutigen Präsidenten werfen Fragen auf, die weit über eine Gerichtsverhandlung hinausgehen. Der Weltfußballverband steht auch weiterhin unter kritischer Beobachtung.